Wie setze ich im Job Grenzen und halte sie ein?
Jeder Medienmensch kennt Aufträge von Chef:innen oder Kund:innen, die man eigentlich lieber ablehnen möchte. Doch wie setze ich solche Grenzen? Das erklären wir in der ersten Folge von Media Minds.
In der ersten Folge von Media Minds - dem neuen Podcast von White Lab - geht es um das Thema Grenzen setzen im Joballtag. Die Hosts, Anja Kollruß und Fabian Krüger, diskutieren anhand eines konkreten Beispiels, wie man als Redakteurin, als Fotograf, als Journalistin, als Kommunikationsberater oder generell auf Medienschaffende im Job Grenzen setzt und auch einhält.
Anja berichtet von ihrer Freundin Ella, die bei einem Stadtmagazin arbeitet und von einer Kollegin mit Kind mehrfach gebeten wurde, Abendtermine zu übernehmen. Ella hat dies anfangs gerne getan, um ihre Kollegin zu unterstützen. Doch als sie dann ungefragt für Wochenendtermine eingeteilt wurde, störte es sie zunehmend. Fabian betont, dass es zunächst normal sei, in solchen Situationen erst einmal Ja zu sagen, obwohl man eigentlich Nein meint. Wichtig sei jedoch, für sich selbst Grenzen zu definieren und diese dann auch zu kommunizieren.
Ehrlich über Emotionen zu sprechen, hilft in Konfliktsituationen
Grenzen bewegen sich in einem schmalen Grat zwischen dem eigenen Bedürfnis und dem, was man noch zulassen kann. Diese Grenzen seien nicht immer fix, sondern variabel. Deshalb sei es wichtig, mit sich selbst und dem Gegenüber zu "verhandeln". Ella solle sich überlegen, ob sie noch einmal bereit ist, einen Termin zu übernehmen oder nicht - und dann mit ihrer Kollegin ausmachen, wie sich solche Situationen langfristig regeln lassen. Sie solle dabei immer auch ehrlich über ihre Emotionen sprechen, um ihrem Gegenüber genau klarzumachen, was sie bewegt.
Was machen die Erwartungen anderer mit uns?
Natürlich spielen dabei auch Erwartungen anderer eine Rolle, weswegen uns das Grenzensetzen so schwerfällt. Da spielt etwa die Angst vor dem Jobverlust eine Rolle. Wenn man Nein sagt, dann fragt keiner mehr. Und das könne sich auf das Team auswirken - oder? Fabian sieht das anders und fragt: "Sind solche Gedanken die Realität oder spielen sie sich nur in unseren Köpfen ab? Häufig haben wir Dinge in unserem Kopf, die wir immer weiterspinnen - in einer Negativspirale." Auch hier helfe offene und ehrliche Kommunikation.
Es geht auch immer um die Erwartungen, die andere vermeintlich an uns haben, das zeigt das Beispiel mit Ella. Ein passender Spruch, den ich gerne zitiere, lautet allerdings: "Erwartungen anderer sind die Erwartungen anderer." Und ich glaube, mit dieser Gelassenheit ist es einfacher in solche Situationen hineinzugehen, in denen wir unsere Grenzen setzen.
Es kann indes auch für das Gegenüber und die Kolleg:innen entlastend sein, wenn man Grenzen setzt, denn dann wissen sie: Sie können das ebenfalls tun. Laut Fabian entspannt das viele Situationen.
Abschließend macht der Coach für niederschwellige Gesundheitsförderung klar, dass es wichtig ist, Grenzen zu setzen und einzuhalten, um langfristig gesund und produktiv zu bleiben. Grenzen setzen bedeute nicht, dass man egoistisch handele, sondern dass man sich selbst und seinen Bedürfnissen gegenüber respektvoll sei. Nur so bleibe man gesund.
Unsere fünf Learnings
1. Es ist normal, in manchen Situationen Ja zu sagen, wenn man eigentlich Nein meint.
2. Grenzen im Berufsalltag sind ein schmaler Grat, an dem man für sich selbst entscheiden muss, was man zulassen kann und was nicht.
3. Grenzen sind nicht immer fix, sondern können sich je nach Situation ändern.
4. In Konfliktsituationen ist es wichtig, auf seine Emotionen zu achten und sich bewusst zu werden, welche Emotionen man fühlt und fühlen möchte.
5. Klare Kommunikation und die Forderung eines langfristigen Plans sind notwendig, um für die Zukunft eine gemeinsame Lösung zu finden.