Podcasts: News aus der "Millionen"-Branche

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Seit dem 24. März gibt es weltweit mehr als zwei Millionen Podcast-Formate. Den neuen Rekord der schnellwachsenden Branche nehmen wir zum Anlass, um auf neue Entwicklungen zu schauen.

Die Zwei-Millionen-Marke ist geknackt. Das rechnet der Branchendienst Podcast Industry Insights vor. Die Seite stellt kostenlos Statistiken und Zahlen rund um die beliebten Audioformate bereit und ist damit eine interessante Quelle für Journalist:innen und Podcastmacher:innen (umfangreichere Features sind als Paid-Content verfügbar). Einziges Manko: Derzeit beziehen sich die Angaben nur auf Apple Podcasts. Weitere Plattformen wie Spotify, Google Podcasts und Amazon Music sollen bald folgen.

Auch wenn viele Formate bei diesen Anbietern parallel erscheinen, ist damit zu rechnen, dass es schon jetzt weit mehr Podcasts da draußen gibt. Wer bei dieser zahlenmäßigen Konkurrenz jetzt mit den Ohren schlackert, hier noch ein paar Angaben: Podcast Industry Insights gibt an, dass knapp 63 Prozent der Formate inaktiv sind (Stand 30.03.21), d.h. laut Webseiten-Definition haben diese Podcasts in den vergangenen 90 Tagen keine neue Episode veröffentlicht. Unter den mehr als zwei Millionen Podcasts schlummern also viele Formate, die von der Hörer:innenschaft demnächst vergessen sein könnten und damit Platz für Neues machen.

Werbung ja, Bezahlung nein

Fast wirkt es schon wie ein Mantra, aber es scheint zu stimmen: Der Podcast-Markt ist bei Weitem noch nicht übersättigt. Die Hörer:innenzahl steigt in Deutschland weiter, wie beispielsweise eine aktuelle Umfrage der Podcast-Agentur Podstars zeigt. Sie kommt auch zu dem Ergebnis, dass Hörer:innen weiterhin gewillt sind, Werbung zu akzeptieren, damit die Formate kostenlos bleiben können (94,7 Prozent der Befragten). Wenn es um das Bezahlen für Podcasts geht, scheinen sie nicht mehr so großzügig zu sein. Eine andere Umfrage aus diesem Jahr (März 2021) von YouGov und dem US-Mediendienst Variety (Paid) zeigt, dass nur 16 Prozent der Befragten angaben, dass es entweder "sehr" oder "etwas" wahrscheinlich ist, dass sie in den nächsten zwölf Monaten für einen Podcast bezahlen oder Geld spenden werden. Und diese kleine Gruppe der Hörer:innen, die bereit ist, für Podcasts ins eigene Portemonnaie zu greifen, scheint sogar weniger zu werden. In einer vergleichbaren Umfrage im Juni 2020 waren es noch 20 Prozent gewesen.

Drei Viertel der Podcast-Hörer:innen haben laut Studie noch nie Geld für den Zugang zu einem Podcast oder das Hören eines Podcasts bezahlt oder gespendet, wie InsideRadio die wichtigsten Ergebnisse zusammenfasst. Gleichzeitig herrsche aber das Bewusstsein vor, dass man für guten Inhalt auch zahlen müsse. Podcast-Anbieter:innen müssten es schaffen, das Hörer:innen diesen Gedanken auch in die Tat umsetzen. Derzeit arbeiten Spotify und Apple parallel an Abonnent-Angeboten, mit denen sie Nutzer:innen zum Bezahlen animieren wollen. Die Macher:innen hinter Spotify sollen demnach über einen Zugang zu Original-Shows, exklusiven Episoden oder werbefreien Folgen nachdenken. Bislang sind Podcasts von dem Bezahlmodel der Plattform ausgenommen. Es bleibt spannend, ob es Podcaster:innen gelingt, Hörer:innen davon zu überzeugen, für etwas derzeit Kostenloses dann zu bezahlen. Letzterer Punkt wird alle Podcast-Anbieter:innen vor Herausforderungen stellen. Andere, kleinere Plattformen haben bereits neue Bezahlmodelle entwickelt. In Deutschland tat sich unlängst das Start-up "Steady" hervor.

Mehr Alternativen zu Spotify und Co.

Es ist fraglich, ob die Platzhirsche Spotify und Apple Music jemals ihre Dominanz auf dem Podcast-Markt aufgeben werden. Gewiss ist aber schon jetzt: Es entstehen und werden auch weiterhin alternative und kleinere Plattformen entstehen. Ihr Unique Selling Point: eine Spezialisierung, ein Nischen-Angebot. So wie nun aktuell zum Thema "Lokales". Lokalredaktionen mit eigenen Podcasts sind keine Seltenheit mehr. Einige von ihnen haben sich sogar schon vom vermutlich beliebtesten Podcast-Genre inspirieren lassen und True-Crime-Formate herausgebracht, wie z.B. der "Tatort Niedersachsen" der Braunschweiger Zeitung.

Für solche Podcasts mit Regionalbezug hat das Berliner Software-Unternehmen Konsole Labs die PodYou-App entwickelt. Dabei handelt es sich laut Entwickler:innen, um eine "regional zentrierte Content-Plattform", die Podcast-Inhalte mit jeweiligem Regionalbezug liefert. Getestet wird die App derzeit in Kooperation mit dem Funkhaus Nürnberg. Dieses stellt eigene Produktionen bereit, wie z.B. das Format „Stadt-Gespräch“ mit Infos aus dem Nürnberger Rathaus. Neben den regionalen Angeboten können Nutzer:innen auch auf den gesamten Katalog von Apple Podcast zugreifen. Die App ist somit auch offen für Podcasts aus ganz Deutschland. Kooperationen mit weiteren Partner:innen sind in Planung.

In die gleiche Kerbe schlägt die App "Lopodio". Die Pilotregion ist in diesem Fall der Kreis Soest, die Heimat des Geschäftsführer Dirk Hildebrand. Derzeit gibt es bereits zehn Formate, die ein eigenes Redaktionsteam produziert. Aber auch andere Podcastmacher:innen sollen ihre regionalen Formate hier bald unterbringen können. Mittels Franchise-Lizenzen will die App bald mehr Regionen abdecken. Eine Einnahmequelle soll dabei Werbung sein, in den Formaten von lokalen Unternehmen geschaltet. Auch bei Lopodio laufen bereits die Planungen für weitere Standorte.

Kostenlose Einreichungen bei Audio Now

Und zum Schluss noch ein Tipp für alle Podcastmacher:innen: Audio Now, die Podcast-App von RTL (es gibt tatsächlich einen Podcast zur Soap Opera "Gute Zeiten schlechte Zeiten") erlaubt es seit Kurzem, Produzent:innen ihre Formate kostenlos auf der Plattform einzureichen und sich für eine Listung bei Audio Now zu bewerben. Über das sogenannte "Publisher Backend" muss zuerst der RSS-Feed des eigenen Formats eingefügt werden (Podcast-Hosts wie Podigee erstellen diesen automatisch). Anschließend prüft eine Redaktion das Format hinsichtlich der Qualität. Sind alle Kriterien erfüllt, ist der eigene Podcast zukünftig auf der Plattform Audio Now abrufbar. Ein Statistik-Dashboard gibt Auskunft über Abonnent:innenzahlen und Abrufe.

Kurz und knapp sind das die interessanten Facts, die uns in jüngster Zeit zum Thema Podcast aufgefallen sind. Doch der Markt wandelt sich so schnell, dass wir sicherlich nicht bis zur Drei-Millionen-Marke warten müssen, bevor wir euch wieder mit spannenden Entwicklungen und hilfreichen Tipps informieren können.