Mental-Health-Trainer über Social-Media: Endlos-Arbeit, Reizüberflutung und Alarmbereitschaft im Feierabend

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Fabian Krüger ist Trainer für mentale Gesundheit. Im Interview erzählt er, warum Journalist:innen - vor allem Social-Media-Redakteur:innen - von Burnout gefährdet sind und was sie dagegen tun können.

Fabian Krüger, du beschäftigst dich mit mentaler Gesundheit. Wie gut oder schlecht geht es den Menschen in ihren Jobs?

Fabian Krüger: Das ist sehr individuell und branchenspezifisch, dennoch kann ich sagen, dass die vergangenen zwei, drei Jahre an allen Menschen gezerrt haben. Die Belastung ist bei allen da – unabhängig vom Job, unabhängig von der Branche.

Woran liegt das?

Krüger: Eine große Rolle spielt Kontrolle. Für die meisten Menschen ist es wichtig zu wissen: Ich habe Dinge im Griff. Und ganz ehrlich: Genau dieses Gefühl habe ich – und viele andere – gerade nicht. Vieles um uns herum ist von außen bestimmt – wir können dagegen nichts machen oder es ändern. Das zerrt an den Kräften. Der zweite wichtige Aspekt für unsere körperliche und mentale Gesundheit ist menschliche Nähe. Das digitale Arbeiten entmenschlicht uns, wir sind durchs Homeoffice oftmals isoliert – und das über mehrere Stunden am Tag. Es ist also nötig, wieder Beziehungen zueinander aufzubauen. Das stärkt uns. Der Mensch ist nicht fürs Alleinsein gemacht – zumindest nicht dauerhaft.

Gibt es Menschen, die gerade besonders belastet sind?

Krüger: An ihre physische und psychische Grenzen gekommen sind Menschen, die im sozialen Bereich arbeiten, in der Pflege, in Krankenhäusern. Das ist klar. Beziehen wir es aber auf die Medienbranche gibt es einen Bereich, der oftmals gar nicht im Fokus ist, aber mental sehr stark belastet ist – und das sind die Journalist:innen, die im Social-Media-Ressort arbeiten. Man sagt, die Gruppe mit der größten Burnout-Rate sind Mitarbeitende im Callcenter, dann kommt eine Weile nichts und dann stehen da die Social-Media-Manager:innen, dann kommt wieder eine Weile nichts und dann erscheinen die Pfleger:innen, Lehrer:innen und Erzieher:innen. Daran merkt man, dass Personen am stärksten belastet sind, die am Ende vor allem eine Arbeit vollrichten, die nicht gut wahrnehmbar ist.

Was meinst du damit?

Krüger: Bei den Handwerker:innen sind die Sorgen und Ängste auch groß, vor allem gerade durch die hohen Energiepreise und das ganze Drumherum. Aber die sehen am Ende des Tages ihre Erfolgserlebnisse, sie sehen, was sie geschafft haben. Bei Social-Media-Redakteur:innen und auch anderen Journalist:innen ist es eine Endlosschleife. Die Arbeit hört nie auf, es gibt gefühlt keinen Feierabend, es könnte ewig so weitergehen, Nachrichten gibt es immer und überall. Die Kanäle laufen stetig. Das zerrt an den Kräften – ohne dass wir das bewusst registrieren. Wir haben insbesondere bei Social Media eine Arbeit, die nicht unbedingt als Arbeit wahrgenommen wird. „Das ist doch nur ein bisschen Instagram oder Facebook, da postest du ein paar Bilder und fertig.“ Aber genau das ist harte Arbeit. Wenn ich durch Instagram durchscrolle, bekommt mein Gehirn ständig neue Reize, die es verarbeiten muss. Das ist eine Reizüberflutung. Das heißt also, jeder, der Social Media beruflich macht, müsste sich nach der Arbeit in den Wald setzen und nichts mehr machen. Das wäre ein passender Ausgleich.

"Als Journalist:in musst du ständig Angst haben, eine wichtige Information zu verpassen. Das gilt für Nachrichten, die in der Welt passieren, aber auch für die Plattformen an sich, die ja ständig weiterlaufen. Wenn ich nun für Instagram verantwortlich bin, muss ich auch im Blick behalten, was da abgeht. Und wann kommentieren die Leute auf den sozialen Netzwerken? Nicht unbedingt zur Arbeitszeit, sondern z.B. um 22 Uhr, wenn sie auf dem Sofa liegen. Wenn ich dann noch als Verantwortlicher reagiere, muss das als Arbeit anerkannt werden, das darf nicht nebenbei laufen."
Fabian Krüger, Trainer für niederschwellige Gesundheitsförderung

Nehmen wir das nur selbst nicht als Arbeit war oder ist es das berufliche Umfeld?

Krüger: Ich glaube, es ist eher das Drumherum. Wir in unserem Unternehmen betreiben bewusst keine Social-Media-Kanäle. Denn es ist einerseits eine sehr undankbare Arbeit, die kaum sichtbar ist. Andererseits kann der Job dich immer wieder enttäuschen: Wenn du Erfolge hast und ein Foto auf einmal 50 Likes bekommt, dann willst du das natürlich toppen und gibst dir noch mehr Mühe, aber am Ende stehen vielleicht nur 10 Likes da – dann enttäuscht uns das innerlich. Du hast also eine riesengroße Gefahr, in eine Negativspirale zu kommen. Das muss nicht so sein, kann aber auch unterbewusst passieren. Es sind kleine Nadelstiche, die irgendwann wirken.

In den journalistischen Social-Media-Abteilungen sind es ja vor allem Nachrichten, die die Arbeit bestimmen. Welche Einfluss kann das auf mein Wohlbefinden haben?

Krüger: Während in der Werbung nahezu ausschließlich mit positiven Bildern und Botschaften gearbeitet wird, müssen Journalist:innen in erster Linie negative Meldungen verarbeiten. Das kann belastend wirken. Viel belastender finde ich aber die Arbeit und die Arbeitszeiten. Als Journalist:in musst du ständig Angst haben, eine wichtige Information zu verpassen. Das gilt für Nachrichten, die in der Welt passieren, aber auch für die Plattformen an sich, die ja ständig weiterlaufen. Wenn ich nun für Instagram verantwortlich bin, muss ich auch im Blick behalten, was da abgeht. Und wann kommentieren die Leute auf den sozialen Netzwerken? Nicht unbedingt zur Arbeitszeit, sondern z.B. um 22 Uhr, wenn sie auf dem Sofa liegen. Wenn ich dann noch als Verantwortlicher reagiere, muss das als Arbeit anerkannt werden, das darf nicht nebenbei laufen. Es muss aber auch an den Strukturen gearbeitet werden – es muss Vereinbarungen geben, die Reaktionszeiten, Verantwortlichkeiten und auch Vertretungen festlegen. Wichtig ist mir auch, dass es einen Ausgleich oder ein Gleichgewicht zur Arbeit gibt, damit Social-Media-Redakteur:innen nicht ständig dieser Reizüberflutung ausgesetzt sind. Eigentlich bräuchte es dafür einen geräuschlosen Raum, in dem sie sich erholen können. Wie realistisch das ist, sei mal dahingestellt, aber der Ausgleich muss da sein.

Es hat sich zwar schon viel getan in den Redaktionen, aber gerade der Social-Media-Bereich wird in kleineren Medienhäusern oftmals von Jüngeren und nebenbei getragen. Merkst du das in deinen Rückmeldungen auch?

Krüger: Ja, natürlich. Wer trifft denn bei der Lokalzeitung oder im Lokalradio die Entscheidung? Wie alt sind die Personen? Das will ja keiner hören, aber da sitzt oftmals der 50-jährige Mann, der wenig Ahnung hat, wie die sozialen Netzwerke funktionieren und wie viel Arbeit das macht. Dann heißt es: Die Volontärin kann das doch einfach übernehmen – nebenbei – und sie bekommt zu hören: „Du bist doch sowieso auf Instagram und kennst dich aus.“ Aber ein Konzept oder Rahmenbedingungen gibt es nicht. Und das ist ein großer Fehler, so produziert man Burnouts. Ohne Vorgaben schwimmen die Mitarbeitenden da dann so durch – Doppelbelastung, Endlos-Arbeit, Reizüberflutung und in ständiger Alarmbereitschaft auch im Feierabend. Das muss irgendwann crashen.

Was ist die Lösung?

Krüger: Die Lösung ist eine Strategie. Klare Arbeitsaufträge, genug Pausen – und mehr personelle Kapazitäten bzw. Ressourcen. Denn wer mehr Arbeit fabriziert, braucht mehr Menschen – und die müssen natürlich auch nach ihren Arbeitseinsätzen wie Abend- oder Wochenenddiensten entsprechend bezahlt werden. Das ist in anderen Branche ja auch so.

Zu einer gesunden Arbeitsatmosphäre gehört Struktur. Gerade bei Social Media ist es wichtig über eine Strategie nachzudenken - und dazu gehören auch klare abgrenzbare Arbeitsaufträge, Pausen, Zuständigkeiten und Dienstpläne.

Vielleicht bedeutet es dann aber, das jemand nur noch im Social-Media-Ressort arbeitet. Ist das auf Dauer gut? Braucht es die Balance zwischen verschiedenen Bereichen?

Krüger: Das ist eine gute Frage, die schwer zu beantworten ist. Also mich stresst Social Media und für mich wäre es total schlimm, wenn ich das den ganzen Tag machen müsste. Ich kann das mal ein, zwei Stunden übernehmen, aber ich brauche den Ausgleich danach. Es gibt aber sicherlich Leute, die damit super klarkommen und es gerne machen, wenn es klare Regeln gibt – Urlaubsvertretungen und ähnliches. Es ist also eine Typ-Frage. Ein Ausgleich schadet aber nie.

Schauen wir mal intensiver auf den Medienbereich. Wie gut geht es den Journalist:innen?

Krüger: Ich glaube, sie sind alle sehr motiviert. Sie haben alle Ideale, die sie vertreten und für die sie sich einsetzen. Sie sind eigentlich die perfekten Mitarbeitenden. Aber die Prozesse und Strukturen sind ein Problem. Meiner Meinung nach herrscht ein ganz, ganz starkes Machtgefälle. Will sagen: Oben sitzen ältere Männer und unten arbeiten jüngere Frauen. Dieses Machtgefälle nehme ich in meinen Workshops ganz stark wahr und ich habe den Eindruck, dass sich diese jungen Frauen selbst ausbeuten, weil das meistens suggeriert wird. Wie etwa bei Awards wie Top 30 bis 30. Da gibt es das Narrativ, dass jeder, der nur hart genug arbeitet im Grunde genommen sein eigenes Glückes Schmied wäre. Das ist nicht so. Wir haben alle unterschiedliche Voraussetzungen, wir haben nicht die gleichen Startbedingungen. Die Medienbranche bedient für sich selbst immer noch falsche Narrative. Das führt dazu, dass Menschen, die von Berufs wegen schon Idealist:innen sind und sich deswegen viel einbringen wollen, auch bereit sind, ihre eigenen Bedürfnisse zurückzustecken. Auf mich wirken Journalist:innen oft sehr erschöpft – über alle Generationen hinweg. Und ich muss sagen, dass Frauen noch öfter und noch intensiver über ihre eigenen Grenzen gehen als Männer – vielleicht sind sie in Gesprächen aber auch einfach ehrlicher.

Was kann ich tun, wenn ich merke, so richtig glücklich bin ich nicht?

Krüger: In erster Linie muss man auf sich selbst hören. Bin ich glücklich und zufrieden? Wird meine Arbeit aus meiner Sicht genug wertgeschätzt? Was möchte ich tun, wenn eins davon nicht zutrifft? Was bin ich bereit dafür zu geben oder auch aufzugeben? Will man etwas ändern, muss man sich überlegen, ob man diese Kraft auch aufwenden möchte. Man könnte ja auch sagen: "Passt für mich so, es bleibt ein Nine-to-five-Job." Im Journalismus ist das allerdings schwierig. Also überlege ich genau, was mich konkret stört. Häufig ist es so, dass Mitarbeitende das gar nicht sagen können. Das ist genau das, was wir im Workshop machen. Wir stellen folgende Fragen: Was passiert gerade bei dir und was ist das Problem dabei? Einfach mal erzählen, das schafft Struktur im Denken. Besonders wichtig und wertvoll finde ich im Seminar den Austausch unter Gleichgesinnten und unter Betroffenen. Das fördere ich ganz stark. Ich bringe natürlich Input und erzähle von meinen persönlichen Erfahrungen. Aber mein Wunsch ist es immer, dass ich 10 Prozent des Workshops selbst spreche und 90 Prozent die anderen von sich erzählen. Wenn jemand über seine Probleme spricht, lösen sich häufig viele davon bereits. Der Austausch ist der Schlüssel und das Gefühl nicht alleine damit zu sein.

Gib uns mal einen konkreten Tipp, den ich gegen Stress anwenden kann.

Krüger: Bei Unzufriedenheit muss ich zunächst schauen, ob ich die Sache verändern kann oder nicht. Wenn ich sie alleine nicht ändern kann, macht es keinen Sinn, sich darüber aufzuregen oder weiter Energie hineinzustecken. Ich werde meine cholerische Führungskraft nicht ändern können. Ich kann aber lernen, damit umzugehen. Wenn mich meine Arbeit bei Social Media stresst, lege ich das Handy nach Feierabend weg – oder ich fordere ein Diensthandy ein. Denn was ich immer wieder höre: Viele Journalist:innen nutzen ihr privates Smartphone auch dienstlich. Das kann zu einer Belastung werden, weil dann auch alle Nachrichten des Unternehmens immerzu bei mir einlaufen. Das gilt auch für normale E-Mails. Das sollte man definitiv abstellen.

Während Corona haben wir alle den Spaziergang wiederentdeckt. Wie wichtig ist Bewegung für unsere mentale Gesundheit?

Krüger: Wir sollten uns natürlich unbedingt alle (mehr) bewegen. Eigentlich soll man immer in seiner Freizeit das Gegenteil machen, was man am Arbeitsplatz macht. Die Managerin bewegt sich etwa abends mindestens eine Stunde, um Stresshormone abzubauen und weg vom Bildschirm zu kommen. Zwei Stunden spazieren reichen aus, um Stress abzubauen – das ist allgemeingültig.

"Bei mir war es einmal so schlimm, dass ich tatsächlich Herzrasen und auch Herzrhythmusstörungen hatte, ausgelöst durch einen emotionalen Schock, während ich sehr, sehr viel Stress hatte. Ein Pfleger hat dann etwas lapidar gesagt: "Achten Sie mehr auf sich." Eigentlich ein Spruch, aber doch so voller Wahrheit. Und dann haben sie mir einige Pillen hingelegt, die ich nehmen sollte. Richtig harte Beruhigungsmitteln, von denen abhängig wird. Das war für mich ein einschneidendes Erlebnis. Ich habe die Tabletten nicht genommen und mir gesagt: Du musst deine Körperwahrnehmung schulen, um solch einer Situation entgegenzuwirken."
Fabian Krüger, Trainer für niederschwellige Gesundheitsförderung

Woran erkenne ich Stress?

Krüger: Klar ist: Stress haben wir alle mal und ist auch händelbar. Aber ein großes Anzeichen, dass Personen stark überlastet sind, ist etwa, dass sie sich anders verhalten als normal. Da ist zum Beispiel ein Kollege, der immer super nett ist, jeden Morgen mit einem Lächeln reinkommt und fragt, wie es dir geht. Genau dieser Kollege kommt eine ganz Woche wortlos rein, grüßt nicht mehr. Dann ist das eine Verhaltensänderung, die auf Stress oder auf mentale Belastung zurückzuführen ist. Oder jemand ist immer pünktlich und kommt dann ständig zu spät. Oder eine Person lässt ihren Kaffee einfach in der Küche stehen. Es sind solche kleinen Dinge, die man leicht wahrnehmen kann – als Außenstehender.

Ich kenne solche Verhaltensweisen tatsächlich von Kolleg:innen, die dann auch Burnout hatten. Haben die diese Veränderungen auch selbst gemerkt?

Krüger: Wahrscheinlich nicht. Das liegt an unserem Tunnelblick in Stresssituationen. In unserem Körper sind wir eigentlich noch auf der Jagd nach dem Mammut und auf der Flucht vom Säbelzahntiger. Für unseren Körper gibt es daher drei Möglichkeiten: kämpfen, fliehen oder einfrieren – also in der Gefahrensituation verharren und warten, bis es vorbei ist. Bei den drei Möglichkeiten entwickeln wir eine Art Tunnelblick; wir nehmen von außen gar nichts wahr. Die Person dann auf so etwas anzusprechen, ist schwierig, weil sie in ihrem Tunnelblick, in ihrem Film drin ist. Wenn man darin nicht professionell geschult ist, bleibt als einige Möglichkeit, niederschwellig Hilfe anzubieten. Es bringt aber nichts zu sagen: „Du hast zu viel Stress!“ Besser wäre: „Hey, ich mache mir Sorgen um dich.“ Auf einer persönlichen Ebene an die Sache heranzugehen, ist deutlich sinnvoller – und die Betroffenen verlieren nicht ihr Gesicht. Das ist gerade bei Führungskräften wichtig und der erste Schritt zur Erkenntnis und Besserung.

Stressgeplagten hilft oft eine direkte, aber sanfte Ansprache.

Jeder Mensch hat natürlich mal Stress – auch ein Trainer für mentale Gesundheit. Was hast du für Methoden oder Mechanismen, wenn du an deine Grenze kommst?

Krüger: Bei mir war es einmal so schlimm, dass ich tatsächlich Herzrasen und auch Herzrhythmusstörungen hatte, ausgelöst durch einen emotionalen Schock, während ich sehr, sehr viel Stress hatte. Ein Pfleger hat dann etwas lapidar gesagt: "Achten Sie mehr auf sich." Eigentlich ein Spruch, aber doch so voller Wahrheit. Und dann haben sie mir einige Pillen hingelegt, die ich nehmen sollte. Richtig harte Beruhigungsmittel, von denen man abhängig werden kann. Das war für mich ein einschneidendes Erlebnis. Ich habe die Tabletten nicht genommen und mir gesagt: Du musst deine Körperwahrnehmung schulen, um solch einer Situation entgegenzuwirken. Und das ist wichtig! Wenn wir zum Beispiel einen trockenen Mund, Nackenschmerzen oder ähnliche Beschwerden haben, reagieren wir gereizt oder gestresst auf spezielle Situation. Das sind für mich schon die ersten Anzeichen. Also das heißt, ich habe für mich gelernt, diese Anzeichen, die häufig einfach ignoriert werden, wahrzunehmen und zu korrigieren. Natürlich habe ich auch stressige Phasen. Helfen kann es, die stressige Zeit als solche zu akzeptieren und sie an mein Umfeld zu kommunizieren. Die Menschen unterstützen einen dann und sind deutlich hilfsbereiter, wenn man es offen anspricht.

Gab es weitere Dinge, die du in deiner Stressphase gelassen oder erst recht getan hast?

Krüger: Mir tut Bewegung gut, aber Stressreduktion kann ganz unterschiedlich sein. Ich finde es auch super, abends einfach lineares Fernsehen zu schauen. Unser Leben hat so viele Optionen. Wir haben so viele Möglichkeiten. Beim linearen Fernsehen werden mir Entscheidungen abgenommen. Das ist das Beste. Manche mögen aber auch mal eine Runde Computer spielen oder einfach Bier auf der Terrasse trinken. Und das ist vollkommen in Ordnung. Wichtig ist immer zu schauen: Tut mir das in dem Moment wirklich gut oder glaube ich nur, dass es mir gut tut? Das muss man oftmals austesten. Wenn ich aber den ganzen Tag Dauerbeschallungen durch Nachrichten über die Ticker, per E-Mail oder auf Social Media bekomme, ist es wahrscheinlich nicht sinnvoll, abends auch noch die ganze Zeit am Handy zu sein. Das stresst. Vielleicht sollte man dann abends einfach mal gemeinsam etwas kochen – oder eben lineares Fernsehen schauen.

Fabian Krüger » relaxaholics.de

Fabian Krüger -

Fabian Krüger ist Trainer für mentale Gesundheit und hat Relaxaholics, eine Unternehmen für niederschwellige Gesundheitsförderung gegründet. Während seiner Zeit als Projektleiter in der Automobilindustrie hat er die steigenden Anforderungen der modernen Arbeitswelt erlebt. Wegen der damit verbundenen Konsequenzen für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit hinterfragte er den eigenen Berufsalltag und sah in vielen Unternehmen zwar Ansätze für gesundes Arbeiten, aber keine konkrete Umsetzung. Dies war der Anlass, warum Fabian Krüger Relaxaholics gegründet hat. Als dessen Geschäftsführer setzt er mit Expert:innen aus dem Bereich Gesundheitsförderung das niederschwellige Konzept zum Erhalt und zur Förderung der mentalen Gesundheit von Mitarbeitenden zielorientiert um.