Non-Profit-Journalismus: Bessere Arbeitsbedingungen ohne finanzielle Sorgen - oder?
Was ist Non-Profit-Journalismus oder gemeinnütziger Journalismus? Und warum kann dieses Modell die unabhängige Berichterstattung retten? Wir haben uns das Phänomen genauer angesehen.
Die Arbeitssituation vieler Journalist:innen ist prekär – egal, ob freiberuflich oder angestellt. Die Erwartungen an die Arbeit und damit auch die Kosten steigen, während Honorare und Gehälter stagnieren oder gar sinken. Dabei ist unabhängiger Journalismus wichtiger denn je. Die Coronakrise betrifft alle Menschen – und jede:r möchte bestmöglich informiert sein. Darum verbuchen nicht nur die großen Medienhäuser, sondern auch die kleinen Verlage steigende Klick- und vielleicht sogar Verkaufszahlen. Gleichzeitig brechen aber Anzeigenerlöse weg. Die Zahlungsbereitschaft auf Onlineangebote kann das so schnell nicht ausgleichen, wenngleich jene ansteigt – aber zu langsam. So stehen viele Verlage, aber auch Journalist:innen vor herausfordernden Zeiten. Ein unlösbares Dilemma? Nein. Es gibt eine Bewegung, die Hoffnung macht: Non-Profit-Journalismus oder auch gemeinnütziger Journalismus.
Bewegung stammt aus den USA
In den USA ist der Non-Profit-Journalismus seit Jahrzehnten gängige Praxis. Die US-Steuerbehörden haben die Voraussetzungen zur Anerkennung in den vergangenen Jahren gelockert. Die Folge: ein Boom der gemeinnützigen Medienangebote. Die Behörden machen es möglich, sich als gemeinnützig anerkennen zu lassen - und diese Gemeinnützigkeit hat folgende Vorteile: So sind Non-Profit-Angebote überwiegend von der Steuerlast befreit und können Finanzspritzen annehmen. Dadurch sind in den USA gemeinnützige Onlinezeitungen entstanden – vor allem in Städten, in denen klassische Verlage durch die Medienkrise einknickten. Beispiele für eben jene Onlinezeitungen sind etwa
Auch Investigativ-Redaktionen haben den Stempel gemeinnützig erhalten wie
Politik in Deutschland berät über Non-Profit-Journalismus
Spannend ist das vor allem, weil diese Welle der Möglichkeit nun nach Deutschland schwappt. Auch hier haben es Medienhäuser und Verlage nicht leicht. Ganz zu schweigen von freien Journalist:innen. Dass unabhängiger Journalismus aber wichtig ist, hat auch die Politik begriffen. Neben der geplanten Investition von 220 Millionen Euro des Bundes an Medienunternehmen – vor allem für Zustellung und Digitalisierung – wollen die Grünen noch mehr: Sie haben im Bundestag einen Antrag gestellt, um Non-Profit-Journalismus in Deutschland endlich als gemeinnützig anzuerkennen. Auch die CDU-FDP-Fraktion in Nordrhein-Westfalen hat sich dem Thema angenommen und schon 2019 einen entsprechenden Antrag im Bundesrat eingebracht.
Neuigkeiten gibt es dazu nicht – die Ausschüsse beraten noch. Während die Linke dem Vorschlag nicht abgeneigt ist, fehlt nur noch die SPD, bis gemeinnütziger Journalismus auch in Deutschland die Zukunft von unabhängiger Berichterstattung sichert. Es gibt zwar auch die Big-Tech-Unternehmen wie Google und Facebook, die mit ihren neuen Initiativen die Medienbranche unterstützen, aber das sollte nicht die einzige Möglichkeit für Verlage und Start-ups sein, sich finanziell abzusichern. Denn eine Abhängigkeit von den Global Playern kann auch Druck bedeuten. Es braucht mehr Modelle für einen gemeinnützigen Journalismus – und da sind mehr Stiftungen, die Politik und möglicherweise auch Einzelpersonen gefragt, die für die Unabhängigkeit der Medien stehen.
Beispiele für gemeinnützigen Journalismus: Von Amal bis ScienceMediaCenter
Um anderen Gründer:innen Mut zu machen, folgt eine Liste von Projekten, die durch Stiftungen und/oder anderen Finanzierungen gefördert wurden und werden. Die Quelle ist der kostenlose Report zu gemeinnützigem Journalismus „Wozu Non-Profit-Journalismus?“.
In Deutschland:
International:
Konstruktiver Ansatz als Erfolgsmodell
Nicht nur das Solutions Journalism Network, das seine Ausrichtung schon im Namen trägt, sondern auch die meisten der aufgezählten Projekte haben einen konstruktiven, lösungsorientierten Ansatz – wie unser White Lab. Es geht im Journalismus nicht mehr nur darum, Missstände aufzuzeigen, sondern auch Lösungen anzubieten. Vielleicht ist der Non-Profit-Journalismus ja eine Lösung für die Medienkrise. . .