Was für Chancen! Vielfältige Jobs im Journalismus
Die Arbeit von Journalist:innen ist anspruchsvoller, aber auch vielfältiger geworden. Welche Jobs gibt es eigentlich und was steckt dahinter? Von Audience-Development-Manager:in bis SEO-Redakteur:in.
Journalist:innen sollen und wollen ihrem Publikum Nachrichten und Informationen übermitteln sowie Sachverhalte und Ereignisse einordnen, indem sie diese mit ihrer Expertise kommentieren. Das ist eine sehr verkürzte Definition des Berufsbildes, aber falsch ist sie nicht. In den vergangenen Jahren sind aber eine Reihen von neuen Jobbezeichnungen dazugekommen: SEO-Redakteur:in, Datenanalyst:in, Audience-Development-Manager:in und natürlich auch Multimedia- und Audio-Redakteur:in. Der Journalismus bietet mittlerweile für jedes Interesse ein Spektrum – nicht nur in den fachlichen Ressorts wie Politik, Wirtschaft, Lokales, Wissenschaft oder Kultur. Darum ist es auch selbstverständlich, dass Jeff Jarvis, der bekannte Journalismus-Professor der City University in New York, sagt:
"Wir haben alle möglichen neuen Wege. Und junge Menschen haben die besten Voraussetzungen, ihre Vorstellungskraft zu nutzen, was Journalismus künftig sein kann. Also ja: Es ist gerade eine sehr gute Zeit, im Journalismus zu sein."
Jeff Jarvis glaubt an die Zukunft des Journalismus. Und das sollte jede:r Journalist:in. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt – es gehört nur, wie gesagt, ein wenig Vorstellungskraft dazu.
Technisierung der Berufsprofile
Wenn wir uns die aufgezählten Jobs anschauen – SEO-Redakteur:in, Datenanalyst:in oder auch Multimedia-Redakteur:in – fällt eine Tatsache direkt auf: eine Technisierung der Berufsprofile. Ähnlich verhält es sich auch bei der fast schon neu entdeckten Nutzer:innenpartizipation. Die Konsument:innen stehen immer mehr im Fokus der journalistischen Arbeit. Was möchten das Publikum lesen, sehen, hören? Doch um das herauszufinden, braucht es technische Hilfsmittel, die Audience-Development-Manager:innen im Blick haben.
Audience Development - Nutzer:innen im Blick
Ins Deutsche übersetzt heißt Audience Development ganz einfach Publikumsentwicklung – und dieser Begriff trifft genau das, was Journalist:innen wollen: Es geht nicht nur um die simple Reichweite, die eine Webseite beziehungsweise ein Artikel bekommen soll. Es geht um die qualitative und nachhaltige Entwicklung des Publikums. Ein:e Audience-Development-Managerin möchte Nutzer:innen nicht nur auf die Webseite bringen, sondern dort halten, um dann im besten Fall ein Abonnement zu erzielen. Dafür gibt es einen Idealfall mit drei Stufen: attract (anziehen), retain (binden) und monetize (monetarisieren). Damit dies gelingt, braucht es aber zunächst die Definition einer Zielgruppe – denn der Journalismus ist mittlerweile weit davon entfernt, den Leser:innen vorzugeben, was sie konsumieren wollen, wie auch Barbara Hans, Chefredakteurin von Spiegel Online, erklärt:
„Wir sitzen nicht mehr in einer Trutzburg und erklären den Leuten einmal in der Woche, einmal am Tag, einmal in der Stunde wahlweise die Welt, sondern wir müssen uns viel stärker damit beschäftigen, was diese Nutzer wollen, was sie interessiert.“
SEO-Redakteur:in – Macht der Suchmaschinen
Wer sich mit Audience Development beschäftigt, landet sehr schnell bei der Suchmaschinenoptimierung – besser bekannt unter SEO (search engine optimization). Wer mehr Menschen mit seinem Medium erreichen möchte, der muss sich auch mit Suchmaschinen auseinandersetzen. Denn nur wenn die:der Suchende, sprich die:der Nutzer:in findet, was sie:er sucht, dann kann ein Portal am Markt erfolgreich sein. Journalist:innen können noch so gut recherchierte und spannende Geschichte liefern, wenn Nutzer:innen sie wegen schlechter Suchmaschinenoptimierung nicht finden, ist die Arbeit im wahrsten Sinne umsonst. Damit Artikel bei Google gefunden werden, müssen sie die richtigen Keyworts beinhalten – die:der Redakteur:in muss sich also die richtigen Fragen stellen, am besten die Fragen, die auch die:der Suchende stellt. Wenn sich Redaktionen also auf die richtigen Suchbegriffe konzentrieren, kommen auch die Nutzer:innen. Oder?
Online-, Multimedia- und Audio-Redakteur:innen – guter Content ist wichtig
Ganz so einfach wie oben beschrieben, ist es dann doch nicht. Denn das Wichtigste an funktionierenden, florierenden Medienseiten ist guter Content. Recherchieren, Expert:innen befragen und dann einen Text verfassen oder einen Beitrag schneiden – das ist das Standardrepertoire von Journalist:innen. Das ist Handwerkszeug, das jede:r beherrschen muss. Aber die Auflagen von Zeitungen und auch die Zuschauerzahlen im linearen Fernsehen und Radio nehmen ab. Die Beiträge kommen also nicht mehr einfach so zum Publikum. Journalist:innen müssen sich etwas einfallen lassen, wie ihre Inhalte bei den Konsument:innen ankommen.
Doch ganz vorne steht zunächst die Qualität. Wenn die stimmt, geht die Maschinerie los. Online- und Social-Media-Redakteur:innen bereiten Artikel und Beiträge entsprechend gut auf, denken auch SEO mit, geben noch Zusatzmaterial dazu. Darum kümmern sich etwa Multimedia-, Audio- oder Video-Redakteur:innen. Sie geben einen Bonus mit, eine Audiospur, einen Podcast, ein kurzes Video, eine schöne Grafik, die die Sachverhalte erklärt, verdeutlicht oder auch zusammenfasst. Das alles passiert nicht von Zauberhand, dahinter steckt viel Arbeit. Aber diese wird sich auszahlen. Das zeigen etwa die steigenden Zahlen von Der Zeit, aber auch von Zeit Online.
Medienhäuser müssen investieren
Die gute Nachricht kommt zum Schluss: Guter Content kann Geld abwerfen, das zeigt das Beispiel Die Zeit. Aber es sind eben nicht nur die Big Player. Auch Regionalzeitungen verbuchten Erfolge – wie etwa der Tagesspiegel, der vor allem durch ein deutliches Plus an ePaper-Abos besser dasteht als so manche Konkurrenzzeitung. Es geht also – mit dem richtigen Invest in den Journalismus und vor allem die Journalist:innen!