Deutsches YouTube? Plattform "alugha" nutzt KI für mehrsprachige Videos

Artikelbild: Deutsches YouTube? Plattform
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Sprachbarrieren abbauen: Die Videoplattform "alugha" möchte die deutsche Alternative zu YouTube werden und bietet dafür KI-basierte Übersetzungen für mehrsprachige Videos an.

„Wir möchten die europäische beziehungsweise deutsche Alternative zu YouTube sein“, sagt Bernd Korz und spricht damit ein großes Ziel der von ihm gegründeten Video-Plattform "alugha" aus. Video-Hosting ist ein riesiger Markt und die Konkurrenz entsprechend stark. Neben YouTube gibt auch noch Big Player wie Vimeo oder Daily Motion. Trotzdem möchte "alugha", ein Unternehmen aus Mannheim, hier mitspielen – und bringt dafür ein besonderes Feature ein: Mehrsprachigkeit durch Künstliche Intelligenz (KI). „Wir wollen Sprachbarrieren eliminieren. Die meisten sagen zwar immer: ,Jeder versteht Englisch‘ – doch das ist Quatsch“, erklärt Korz.

Mit "alugha" können Medienschaffende ihren einmal produzierten Video-Content in bis zu 100 Sprachen übersetzen lassen – mit Untertiteln oder direkt vertont - und durch diese KI-basierte Technologie mit ihren Inhalten plötzlich ein internationales Publikum erreichen. Allerdings ist "alugha" durch dieses Feature ab einem bestimmten Datenvolumen kostenpflichtig. Das Unternehmen versteht sich also nicht als reine Hosting-Plattform, sondern legitimiert durch den Mehrwert der Multilingualität monatliche Kosten. Für Einsteiger:innen bleibt es aber kostenfrei.

So funktioniert die mehrsprachige Videoproduktion "alugha"

Wer ein Video in deutscher Sprache noch auf Englisch, Spanisch oder Französisch veröffentlichen möchte, kann dies mit der Alugha-Technologie in mehreren Schritten realisieren.

  1. Registrierung und Verifizierung auf alugha.com

  2. Videolink von Youtube einfügen oder die Datei direkt auf alugha.com hochladen

  3. Sprache des Videos auswählen

  4. Speech-to-Text-Prozess starten: Das Gespräch wird transkribiert; bei mehreren Sprecher:innen wird das Gesprochene automatisch zugeordnet

  5. Bearbeitung der Transkription möglich

  6. Weitere Sprachen auswählen und Transkription mittels einer KI übersetzen lassen

  7. Übersetzte Transkription ist sowohl textlich als Untertitel als auch auditiv als Sprachausgabe verfügbar

  8. Video kann nun in mehreren Sprachen publiziert werden

Textliche und auditive Übersetzungen durch Künstliche Intelligenz

Bis zu 100 Sprachen kann Alugha transkribieren und übersetzen. Das Ganze funktioniert mittels einer Künstlichen Intelligenz. „Diese ist noch nicht perfekt, lernt aber dazu“, sagt Bernd Korz - und zwar durch die Korrekturen der Urheber:innen. Die durch die KI erstellte Transkription ist nämlich bearbeitbar – mehrere Teammitglieder können parallel in Echtzeit an dem Dokument Korrekturen vornehmen.

Dabei ist es nicht nur möglich (übersetzte) Untertitel für das Video einzublenden, sondern auch auditive Übersetzungen einzufügen. „Das ist wie im Fernsehen. Die Originalstimmen werden leiser, die Übersetzung wird über die Tonspuren gelegt“, erklärt Korz. Dabei können Videoproduzent:innen auf KI-Stimmen zurückgreifen oder auch selbst Texte einsprechen.

Mehr Teilhabe: Podcasts transkribieren für Gehörlose

Der Ursprungsgedanke von „alugha“ war es, Sprachbarrieren abzubauen und Menschen Content zugänglich zu machen, auch wenn sie die Original-Sprache nicht beherrschen. Durch die Transkription der Audiospuren in Videos kam Bernd Korz mit seinem Team die Idee, auch Podcasts zu verschriftlichen. So können nun auch Audio-Produzent:innen mehr Menschen erreichen – auf internationaler Ebene mit transkribierten Übersetzungen und beispielsweise auch Gehörlosen, die die Gespräche nachlesen können. Ein Feature, das zu einem barrierefreien Journalismus beiträgt. We like!

Alugha-Chef: „Wollen unabhängig sein und machen daher alles selbst“

Unabhängigkeit – die ist für Bernd Korz besonders wichtig. Sie ist auch ein Grund, warum er in Deutschland geblieben ist, obwohl es – wie er sagt – millionenschwere Angebote aus Übersee gab. „Wir wollen unabhängig sein und machen daher alles selbst. Datenschutz ist uns wichtig, wenngleich er immer wieder eine Herausforderung ist, aber ich sehe das auch als eine moralische Verpflichtung, die Daten meiner Nutzer:innen zu schützen“, erklärt er, macht aber gleichzeitig klar, wie schwierig diese Entscheidung ist.

„Wir hatten schon Anfragen aus dem Silicon Valley, hinter denen richtig Geld steckte, während es in Deutschland und Europa extrem schwierig ist, Förderungen zu bekommen.“ Er hofft zwar, dass sich dies in den nächsten Jahren ändert, sicher ist aber nicht er. „Wir gehen unseren Weg weiter, auch wenn er deutlich steiniger ist.“

Bernd Korz

Bernd Korz - Bernd Korz. Fotografin: Anna Hinckel
Bernd Korz. Fotografin: Anna Hinckel

Bernd Korz ist gelernter Betonbauer, arbeitete aber auch in der Computer- und der Musikbranche. Um das Jahr 2011 produzierte Korz diverse Tutorials auf seinem Youtube-Kanal. Als der Wunsch nach Videos in verschiedenen Sprachen stieg überlegte sich Korz eine optimale Lösung, da er mehrere Kanäle  als recht ressourcenverschwenderisch und aufwändig empfand. Aus diesem Grund hatte Bernd Korz die Vision nach einem Feature, mit dem sich die Sprachen wie bei einer DVD quasi auf Knopfdruck wechseln lassen. Da der Prototyp damals 800 000 Euro kostet hätte, programmierte diesen sein damals 15-jähriger Sohn Niklas, der noch immer das Brain der Firma ist.