Exklusiv-Interview

Servan Grüninger, wie vermeiden wir false balance?

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False balance ist kein Massenphänomen. Und doch profitieren Journalist:innen, wenn sie sich mit dem Begriff mehr auseinandersetzen. Ein Gespräch mit dem Schweizer Biostatistiker Servan Grüninger.

Kommt false balance immer mehr in den deutschsprachigen Medien vor oder haben wir das Phänomen eines Modewortes: Jetzt, wo das Ganze einen Namen hat, sprechen wir auch öfter darüber?

Servan Grüninger: Wenn man einen Namen für etwas hat, fällt es sicher leichter, darüber zu sprechen. Ich habe auch den Eindruck, dass mehr darüber diskutiert wird, was Ausgewogenheit eigentlich bedeutet und viele merken dabei, dass das mit der Ausgewogenheit gar nicht so einfach ist, wenn wir nicht auch die relevanten Kriterien benennen können, nach denen wir sie herstellen sollen. Deswegen finde ich es wichtig, dass man als Journalist:in festlegt: Was möchte ich eigentlich verhandeln? Was ist jetzt relevant, um diese Debatte zu führen? Es gibt immer irgendwelche Merkmale, die in einem medialen Beitrag nicht ausgewogen repräsentiert sind – aber nicht alle diese Merkmale sind notwendigerweise relevant. Wichtig scheint mir, dass nachvollziehbar ist, wonach überhaupt ausgewählt wurde. Wenn ich also sage, nach diesen oder jenen Kriterien sind beispielsweise Expert:innen für eine Talkrunde ausgesucht worden, dann lasse ich noch immer viele Merkmale außer Acht, aber damit wäre zumindest begründet, warum jemand dort sitzt oder nicht. 

Wie finden Sie den Begriff der „falschen Ausgewogenheit“? Ist er gut gewählt?

Grüninger: Das kommt darauf an, wie er verwendet wird und welchen Anspruch man daran hat. Letztlich ist vielen, die mediale false balance kritisieren, vor allem die verzerrte mediale Darstellung des wissenschaftlichen Kenntnisstandes ein Dorn im Auge. Sie kritisieren, dass dadurch bei gewissen Fragen der Anschein erweckt wird, als seien diese Fragen wissenschaftlich umstritten, obwohl innerhalb der entsprechenden Disziplinen gar keine ernsthafte Debatte dazu stattfindet.

Ich beobachte derzeit aber auch, dass der Begriff von vielen verwendet wird, um ihre eigenen Perspektiven und Vorstellungen zu verabsolutieren und diese zum einzig wesentlichen Kriterium der Debatte zu machen, nach dem Motto: „Wenn es nicht so ist, wie ich es mir vorstelle, dann ist es falsch ausgewogen.“ Es ist problematisch, wenn man dann nicht nachfragt: „Okay, dann erkläre mal, was macht es falsch für dich, was macht es richtig für dich?“ Ich möchte eigentlich kein inhaltliches Kriterium für falsche Ausgewogenheit festlegen, das sich bei allen Debatten anwenden lässt, weil ich denke, dass es ein solches Kriterium nicht geben kann, solange sich der Journalismus mit unterschiedlichen Inhalten beschäftigt. Meines Erachtens kommt es als Journalist:in in erster Linie darauf an zu wissen: Welche Debatte möchte ich führen? Das gibt dann den Rahmen vor, um zu beurteilen, ob eine falsche Ausgewogenheit vorliegt oder nicht. Falsch wird die Ausgewogenheit meines Erachtens spätestens dann, wenn die Gegenüberstellung von bestimmten Positionen zu einer ganz anderen Debatte führt, als jener, die man als Journalist:in führen möchte.

Können Sie dafür ein Beispiel geben?

Grüninger: Von Deutschlandfunk-Hauptstadtkorrespondentin Ann-Kathrin Büüsker gibt es ein tolles Beispiel mit dem Kartoffelsalat (ca. ab Minute 20). Sie sagt darin: Ich mache eine Sendung zu der Frage ,Was ist der beste Kartoffelsalat?` Das ist das, was sie verhandeln möchte. Wenn ich jetzt nur Berichte über Kartoffelsalat mit Mayo zulassen würde und so täte, als gäbe es nur diese Art des Kartoffelsalats, dann steht das Ergebnis logischerweise schon von Anfang an fest und dann wäre es nicht ausgewogen. Wenn die Frage lautet: Welcher ist der Beste? Dann muss ich erst einmal schauen, was es gibt und dann beurteilen. Wenn man in dieser Debatte darüber zu diskutieren beginnt, ob es überhaupt Kartoffeln gibt, dann hätten wir eine falsche Ausgewogenheit. Falsch deswegen, weil ich keine vernünftige Debatte darüber führen kann, welcher der beste Kartoffelsalat ist, wenn jemand, der daran teilnimmt, die Existenz von Kartoffeln anzweifelt. Das heißt nicht, dass man nicht über die Frage nach der Existenz von Kartoffeln diskutieren darf, aber das wäre dann eine ganz andere Debatte. 

Was bedeutet false balance? » Mehr zu false balance.

Der englische Begriff false balance lässt sich mit "falscher Ausgewogenheit" übersetzen. Gemeint ist damit keine Unausgewogenheit, also zwei gleichwertige Dinge werden unterschiedlich bewertet, sondern das Gegenteil: Zwei unterschiedliche Dinge werden gleich bewertet.

Bei der false balance geht es derzeit oft darum, dass Randmeinungen in den Medien einem wissenschaftlichen Konsens gegenübergestellt werden. Wie kommt ein wissenschaftlicher Konsens zustande?

Grüninger: Wenn man in der Politik eine breit abgestützte Mehrheit hat, spricht man von einem Konsens. Dabei spielt es nicht wirklich eine Rolle, was die Gründe dafür sind, dass die Mehrheit Maßnahme X gut findet. Es kann durchaus sein, dass es ganz unterschiedliche Gründe gibt. Ein konkretes Beispiel: In der Schweiz haben wir gerade zum dritten Mal darüber abgestimmt, was die Regierung während der Pandemie darf und was nicht. Bei diesem „Covid-Gesetz“ ging es u.a. um Covid-Zertifikate, das man etwa für den Zugang zu Restaurants braucht und nur erhält, wenn man geimpft, genesen oder negativ getestet ist. Dieses Gesetz haben jene bekämpft, die völlig gegen Maßnahmen sind, aber auch jene, die für Schutzmaßnahmen, aber gegen die Zertifikate sind, zum Beispiel aus Datenschutzgründen. Aus unterschiedlichen Gründen waren sie sich einig, dass die Zertifikate und damit auch das Gesetz abzulehnen sind. Hätten diese unterschiedlichen Beweggründe zur Ablehnung des Gesetzes geführt, wäre der Entscheid deshalb nicht weniger gültig gewesen. Anders gesagt: Das „Warum“ einer politischen Entscheidung spielt für ihre Gültigkeit grundsätzlich eine untergeordnete Rolle. 

In der Wissenschaft funktioniert das so nicht. Da hat man höhere Ansprüche an den Konsens. Für einen wissenschaftlichen Konsens braucht es genügend empirische Daten, die auch wiederholt geprüft werden. Es braucht außerdem überzeugende, theoretische Erklärungsmöglichkeiten, welche die dahinterstehenden Daten und Prozesse ausreichend erklären können. Erst dann kann man sagen: Jetzt hat sich ein Konsens etabliert, dem die Forschenden aus den für dieses Thema relevanten Forschungsbereichen zustimmen. Diese Schwelle ist sehr hoch – und der Konsens kann auch wieder über den Haufen geworfen werden. 

Ich behaupte zudem: Den Konsens gibt es viel seltener, als es Massenmedien  vermitteln. Da wird schnell von einer Konsensmeinung unter Wissenschaftler:innen gesprochen, obwohl es meist nur eine Mehrheitsmeinung ist. In der Anfangszeit der Corona-Pandemie waren sich Wissenschaftler:innen mehrheitlich einig, dass sich Corona hauptsächlich über Schmier- und Tröpfcheninfektionen verbreitet. Dann hat man in den vergangenen eineinhalb Jahren begonnen, Daten zu erheben und es hat sich gezeigt, dass die Aerosole vermutlich der relevantere Faktor bei der Übertragung der Corona-Viren sind. Wir haben Theorie und Daten, die das erklären können, wie diese Übertragung stattfindet, und hier beginnt sich jetzt tatsächlich Konsens zu etablieren, das würde ich schon sagen. 

Wie sehen Sie hier die Rolle der Journalist:innen?

Grüninger: Meines Erachtens kommt es sehr darauf an, was man vermitteln möchte. Geht es um Wissenschaftskommunikation, also möchte man den aktuellen Stand der Dinge in der wissenschaftlichen Forschung abbilden oder geht es darum, politische Maßnahmen zu diskutieren, bei denen auch auf wissenschaftliche Informationen rückgegriffen wird? Bei der Wissenschaftskommunikation scheint es für mich essentiell zu sein, dass Journalist:innen eine gewisse Grundkompetenz in Bezug auf das Fachgebiet haben, über das sie schreiben möchten, einfach, weil es ihnen ermöglicht, Informationen kritisch zu hinterfragen. Es ist völlig klar, dass Journalist:innen nicht dem aktuellen Forschungsstand so folgen können wie Forschende selbst. Dafür haben sie nicht die Zeit und es ist auch nicht ihr Auftrag. Also müssen sie nicht nur selbst recherchieren, sondern auch mit Forschenden reden. Sie sind darauf angewiesen, in kurzer Zeit den Forschungsstand vermittelt zu bekommen und das geht nicht, wenn sie nur mit einer Person reden. Man sollte also mehrere Personen wählen, die das unabhängig voneinander einschätzen können, und man sollte dann auch in der Lage sein, die vermittelten Informationen kritisch einzuordnen. Dazu braucht es ein Grundwissen darüber, wie Forschung in einem bestimmten Gebiet funktioniert: Wie funktioniert die Forschung in diesem Bereich? Was können gewisse Experimente tatsächlich aussagen? Übertreibt die Wissenschaftlerin, weil sich solche krassen Aussagen anhand dieses Experiments gar nicht treffen lassen oder ist sie übervorsichtig? Das ist für mich die Kernkompetenz von Wissenschaftsjournalist:innen: das Übermitteln von Sicherheit oder Unsicherheit – und das Herunterbrechen von Informationen, inklusive der Unterscheidung, was relevant für die Diskussion ist und was nicht. 

Zu Beginn der Corona-Pandemie wurde beispielsweise sehr stark über die genauen Zahlen diskutiert. Ich als Statistiker habe etwas mit dem Kopf geschüttelt, weil man da um Nachkommastellen diskutiert hat, zu einer Zeit, zu der man innerhalb der Wissenschaft eigentlich wusste, dass man wegen der großen Dunkelziffer noch gar keine verlässlichen Zahlen in einem solchem Detailgrad hatte.  Da hätten Politikjournalist:innen vielleicht sagen sollen: Wir lassen uns nicht auf so eine detaillierte, wissenschaftliche Diskussion ein. Die ist für die Wissenschaft relevant, klar, aber um die Grundfrage zu diskutieren, benötigen wir einen Lockdown oder nicht, müssen wir Maßnahmen ergreifen oder nicht, braucht es keinen Detailgrad wie beim Wissenschaftsjournalismus, da kann man auch die groben Pflöcke einschlagen und in diesem Rahmen diskutieren. 

Gerade in der Anfangszeit der Corona-Pandemie hat das Publikum aber verstärkt nach solchen Zahlen verlangt. 

Grüninger: Wenn das Publikum nach Zahlen verlangt, dann ist es journalistische Aufgabe, diese Zahlen zu liefern, aber auch einzuordnen und zu sagen: Wir haben diese Zahlen, aber schaut einmal, es bestehen diese und jene Probleme, also seid vorsichtig, wenn ihr sie für irgendwelche Argumente verwendet. 

Regelmäßig werden in Deutschland Talkshows für die Auswahl ihrer Expert:innen kritisiert – von den Standpunkten zu divers. Aber nur Gäste einzuladen, die das Gleiche erzählen – das wäre doch langweilig. Wir können doch nicht abstreiten, dass der Unterhaltungswert und die Quote auch eine gewisse Rolle im Journalismus spielen.

Grüninger: Vielleicht bin ich da zu idealistisch, aber ich bin überzeugt, man kann Unterhaltung schaffen, ohne in die Falle der false balance zu tappen. Gehen wir mal davon aus, es wird über politische Maßnahmen diskutiert und diese Diskussion wird auf Basis wissenschaftlicher Informationen geführt, bei denen die Sachlage klar ist. Nehmen wir das Beispiel – natürlich absolut frei erfunden – wir haben herausgefunden, diese Omikron-Variante ist viel weniger tödlich als angenommen. Einige Forscher:innen sind vorsichtiger und skeptischer, aber alle sind sich einig: Wir haben die Daten und nach allem, was wir jetzt wissen, ist es ansteckender, aber weniger tödlich (nochmals: das ist ein rein erfundenes Beispiel – ich weiß nicht, was dazu aktuell der Forschungsstand ist). Wenn man jetzt eine Diskussion führt, kann man das doch einfach einmal während der Diskussion für gegeben nehmen und lädt daher vielleicht nur einen Wissenschaftler ein, der das erläutert. Und die Kontroverse, die Diskussion kann dann doch zum Beispiel darüber gehen: Heißt weniger tödlich auch weniger gefährlich? Was bedeutet diese Erkenntnisse nun für die Politik? Wie wollen wir in Zukunft damit umgehen? Welche Maßnahmen sollten wir jetzt aufheben, welche nicht? Ich bin überzeugt, dass politische Fragen genügend Raum für Kontroverse und Unterhaltung lassen, die nicht auf dem Rücken der Wissenschaft ausgetragen werden müssen. 

Oft genug ist es ja geschehen, dass es bei “Faktenschlachten“ im Fernsehen gar nicht um die Fakten selbst ging, sondern um die sich dahinter versteckten unterschiedlichen Wertehaltungen. Es gab einige, die hätten mehr Kranke und Tote in Kauf genommen, andere wiederum, die noch strengere Regeln gewollt hätten. Natürlich zitieren die dann Studien, die am besten ihre Positionen stützen, und das verzerrt dann das Abbild der wissenschaftlichen Debatte in den Medien. Das wirkt dann so, als wären diese Studien vollkommen inkompatibel, als sei die wissenschaftliche Forschung komplett gespalten. Das kann durchaus der Fall sein, aber oftmals, wenn man einmal genauer schaut, sieht man, dass gar nicht das Gleiche untersucht wurde oder dass die Resultate dieser Studien sogar kompatibel miteinander sind, weil die Unsicherheitsbereiche so groß sind. Was man also eigentlich hätte diskutieren sollen, sind die unterschiedlichen Wertehaltungen und da hätte man dann jenseits wissenschaftlicher Fakten gute Gründe liefern müssen, warum es zulässig sein soll, mehr Kranke in Kauf zu nehmen oder  einen noch längeren Lockdown zu haben. 

Braucht es Richtlinien für Journalist:innen, um false balance zu vermeiden? Wenn ja, wie könnten solche Richtlinien aussehen?

Grüninger: Solange innerhalb des Journalismus keine Einigkeit darüber besteht, was False Balance ist, sehe ich solche Richtlinien skeptisch. Stattdessen würde ich ganz grundsätzlich für mehr Sorgfalt im Umgang mit Wissenschaft in den Medien plädieren. 

Das Erste und das Wichtigste scheint mir, eine realistische Vorstellung davon zu entwickeln, was Wissenschaft leisten kann und was nicht. Damit meine ich, dass wissenschaftliche Vertreter:innen oft als „Hüter:innen der Realität“ eingeladen werden. Aber oftmals ist es gar nicht möglich, diesen Anspruch zu erfüllen, denn wissenschaftliche Aussagen sind sehr präzise und an spezifische Bedingungen geknüpft. Es würde dem Journalismus wie auch der Wissenschaft gut tun, wenn sich Journalist:innen und Publikum von der Vorstellung einer „allwissenden“ Wissenschaft verabschieden würden. Denn insbesondere in politischen Debatten müssen auch Wissenschaftler:innen Annahmen treffen, die man nicht direkt überprüfen kann, damit eine sinnvolle Diskussion überhaupt möglich wird.

Das Zweite wäre Recherche und Kompetenzaufbau. Ich denke, es braucht eine Grundkompetenz, um wissenschaftliche Informationen würdigen zu können. Bei der Recherche reicht es nicht, ein, zwei Paper gefunden zu haben, da steht etwas drin, das passt gut zu meiner Story. Wenn ich den Anspruch habe, die wissenschaftliche Faktenlage so zu vermitteln, wie sie ist, dann komme ich nicht um eine ausführliche Recherche herum. Das kann abgekürzt werden, wenn ich Expert:innen befrage, die mir Literatur geben können. Aber auch hier muss ich kritisch nachfragen. 

Das Dritte ist das Unterscheiden der Diskussionsebenen. Ich darf durchaus über die Existenz von Kartoffeln reden, aber das sollte nicht in der gleichen Diskussion geschehen, in der ich über den besten Kartoffelsalat rede. 

Als vierten Punkt plädiere ich dafür, die Ehrfurcht oder Angst vor großen Namen und Positionen zu verlieren. Stattdessen sollte man gute Argumente und Begründungen ins Zentrum rücken. Auch bei wissenschaftlichen Koryphäen kann ich durchaus einmal nachfragen: Okay, worauf stützen sich denn Ihre Aussagen? Welche Studien gibt es dazu? Wenn sich die Person wirklich auf dem Gebiet auskennt, dann kann sie das schnell beantworten und ein unvoreingenommenes Bild zur Sachlage geben.

Und was können auf der anderen Seite Wissenschaftler:innen tun? Könnten sie ihre Kommunikation gegenüber Journalist:innen noch verbessern?

Grüninger: Das wäre das Ideal: Man findet eine gemeinsame Sprache, in der man sich gut versteht und die Missverständnisse vorbeugt. Ich finde, in dieser Hinsicht machen beispielsweise Christian Drosten in Deutschland oder Tanja Stadler und Marcel Salathé in der Schweiz einen guten Job, was die Einordnung, was die Verständlichkeit anbelangt. Ich denke aber nicht, dass man das von allen erwarten darf. Forschende müssen ja mittlerweile nicht nur Forschung betreiben, sondern auch Manager:innen und Fundraiser:innen sein, sie müssen kommunizieren können, sie müssen politisch kompetent sein usw. und da sehe ich etwas die Gefahr, dass zu viel von ihnen verlangt wird. Ich finde es völlig okay, wenn es Forschende in ihren Elfenbeintürmen gibt, aber es braucht dann eben auch die Stellen, die die Vermittlungsarbeit übernehmen und es braucht vielleicht auch eine Wertschätzung innerhalb der Wissenschaften für diese Personen, die diese Aufgabe übernehmen und bei der eigenen Forschungsarbeit Abstriche machen. Ich würde darum für Nischen innerhalb der Wissenschaften plädieren, für Personen, die sich auf Kommunikation spezialisiert haben, aber immer noch selber als Wissenschaftler:innnen tätig sind. 

Hört sich an, als hätten Wissenschaftler:innen etwas mit Journalist:innen gemeinsam: Auch sie müssen immer mehr zur eierlegenden Wollmilchsau werden.

Grüninger: Vermutlich ja. Vielleicht können wir ja voneinander lernen, wie man sich diesen unrealistischen Ansprüchen besser entziehen kann.

Für die Schweizer Medienwoche hat Servan Grüninger mehrere Artikel zum Thema geschrieben:

Servan Grüninger

Servan Grüninger -

Servan Grüninger ist Präsident von Reatch! Research. Think. Change., einer unabhängigen Ideenschmiede für Wissenschaft und Gesellschaft, und schreibt regelmässig über wissenschaftlichen und gesellschaftspolitische Themen für Tageszeitungen und Zeitschriften. Er forscht zu statistischem Versuchsdesign und ­Reproduzierbarkeit von Tierversuchen am Institut für Mathematik der Universität Zürich und ist Mitglied der Jungen Akademie Schweiz.