ChatGPT: Das sagt die KI selbst über den Journalismus
Die künstliche Intelligenz ChatGPT ist omnipräsent. Wir erklären, was das Tool ist, wie man es benutzt und was es zu den Herausforderungen der Medien sagt (inkl. Video).
Die Nachrichten zu der künstlichen Intelligenz (KI) mit dem Namen ChatGPT reißen nicht ab. Manchmal besteht der Chatbot bereits Uni-Abschlüsse, manchmal scheitert er am Abitur. Manchmal baut er ganze Webshops, manchmal liefert er Falschnachrichten. Bei allen News wird klar: Da kommt etwas Großes auf uns zu. Einige sprechen schon vom nächsten iPhone-Moment – die Revolution, die Steve Jobs mit seiner Weiterentwicklung des iPods ausgelöst hat.
Doch bevor wir uns mit der Bedeutung von ChatGPT beschäftigen, wollen wir erklären, was der Chatbot eigentlich ist, wer ihn entwickelt hat und wie man ihn benutzt. Am Ende stellen wir der künstlichen Intelligenz noch eine Frage nach den Herausforderungen im Journalismus - und sind durchaus beeindruckt, was dabei herauskommt.
Was ist ein Chatbot?
ChatGPT ist ein Chatbot. Viele von uns haben so einen Chatbot wahrscheinlich schon einmal benutzt, vielleicht auch ohne es zu wissen. Denn viele Unternehmen nutzen Chatbots in der Kommunikation mit Kunden. Wer bei seiner Krankenkasse auf die Homepage geht, um etwas zu klären, oder beim Online-Shop eine Reklamation in Auftrag geben will, der kommt kaum an Chatbots vorbei. Es handelt sich dabei um eine technische Anwendung, die KI verwendet, um mit Menschen in den Dialog zu treten.
Für die Kommunikation gibt es eine Funktion zur Texteingabe und eine zur Textausgabe. Es entsteht ein Chat, also ein Frage-Antwort-Fenster. Darüber führen die Menschen mit dem Bot einen Dialog. Die Geschichte der Chatbots reicht bis in die 1960er Jahre zu Joseph Weizenbaum zurück, der den ersten Bot Eliza programmierte, eine virtuelle Psychotherapeutin.
Grundsätzlich greifen Chatbots auf Datenbanken zu, die ihnen ihre Informationen liefern. Sie lernen aber auch selbst dazu, indem sie in den Fragen und Antworten Muster erkennen und mit der Zeit komplexere Dialoge führen können. Das macht sie im Marketing und der Kundenkommunikation besonders wichtig.
Was ist ChatGPT?
ChatGPT ist kein gewöhnlicher Chatbot, der eine simple Kundenkommunikation übernimmt. Das GPT steht für "Generative Pre-trained Transformer" und damit wird bereits der Unterschied zu "herkömmlichen" Chatbots klar: ChatGPT ist mit einer riesigen Menge an Daten trainiert worden. Wikipedia beschreibt das so:
Die Trainingsdaten von ChatGPT bestehen aus einer großen Menge von Text, der von Menschen erstellt wurde und verwendet wird, um das Modell zu trainieren. Dieser Text kann aus verschiedenen Quellen stammen, beispielsweise aus Online-Foren, sozialen Medien, Zeitungsartikeln, Büchern und gesprochener Sprache. Durch das Training des Modells mit diesen Daten lernt es, menschliche Antworten möglichst genau nachzuahmen.
Die Software basiert also auf maschinellem Lernen, dem Deep Learning. Das Ziel: Es sollen künstliche neuronale Netze entstehen, die dem menschlichen Nervensystem ähneln. Durch das Training mit dem großen Datensatz aus dem Internet hat ChatGPT erstens gelernt, wie Sprache funktioniert, und zweitens wie sie Dialoge führen kann.
Das Unternehmen OpenAI, das ChatGPT entwickelt hat, wählte für das Machine-Learning von ChatGPT den Ansatz des unüberwachten Lernens: "Die KI ist während des Trainings auf sich allein gestellt. Das Problem: Das Internet ist voll von beispielsweise rassistischer oder sexistischer Sprache. Das führt häufig dazu, dass eine KI ungewolltes Verhalten lernt", erklärt der SWR - es kann also sein, dass die KI Diskriminierung lernt.
OpenAI: Wer hat ChatGPT entwickelt?
Hinter der künstlichen Intelligenz ChatGPT steht das Unternehmen OpenAI um Gründer Sam Altman. Die Mission ist von Altman und dem US-amerikanischen Unternehmens ist es nach eigener Aussage, "sicherzustellen, dass künstliche allgemeine Intelligenz der gesamten Menschheit zugutekommt".
Der technologische Fortschritt, den wir in den nächsten 100 Jahren machen, wird weitaus größer sein als alles, was wir gemacht haben, seit wir das Feuer kontrolliert und das Rad erfunden haben.
Gemeinsam mit dem Milliardär und Elon Musk gründete Altman im Jahr 2015 OpenAI als gemeinnütziges Forschungsinstitut, um künstliche Intelligenz zu untersuchen und neue Modelle zu entwickeln, die der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden sollten. Vier Jahre später endete das Projekt die Gemeinnützigkeit, um als Unternehmen Gewinne zu erzielen. Musk verließ das Unternehmen 2018 und distanzierte sich später davon – ihm lege OpenAI nicht genug Wert auf Transparenz und Technologiesicherheit.
Heute entwickelt das Unternehmen nicht nur Chatbots, sondern auch andere Programme wie Dall-E, das Bilder anhand von Textbeschreibungen erstellt.
Wie benutzt man ChatGPT?
Um ChatGPT benutzen zu können, benötigt man ein Konto. Diese kann man auf der Webseite https://chat.openai.com/auth/login an, indem man sich mit einer E-Mailadresse registriert. Nach dem Authorisierungsprozess kann man starten und seine Fragen stellen.
Die Anmeldung bei ChatGPT ist daher ziemlich einfach. Das ist auch der Grund, warum sich im November 2022, als OpenAI den neuen Chatbot einer breiten Masse zugänglich gemacht hat, nach fünf Tagen bereits eine Million Nutzer angemeldet hatten. "Im Januar 2023 erreichte ChatGPT bereits über 100 Millionen Nutzer, womit es bis dato die mit Abstand am schnellsten wachsende Verbraucher-Anwendung ist", schreibt Wikipedia.
ChatGPT beantwortet Frage zum Journalismus
Wir haben ChatGPT nach fünf Herausforderungen des Journalismus gefragt. Die Antwort kam schnell. Dieser Text ist dazu eins zu eins entstanden:
"1. Glaubwürdigkeit und Vertrauen: Angesichts einer wachsenden Menge an Fehlinformationen und Desinformationen, die über digitale Kanäle verbreitet werden, ist es eine Herausforderung für den Journalismus, das Vertrauen des Publikums zu gewinnen und zu halten.
2. Finanzierung: Der Journalismus steht vor der Herausforderung, sich in einer Welt zu finanzieren, in der traditionelle Geschäftsmodelle nicht mehr so gut funktionieren wie früher. Viele Zeitungen und andere Medienunternehmen haben in den letzten Jahren ihre Pforten schließen müssen.
3. Schnelligkeit versus Gründlichkeit: In der heutigen 24/7-Nachrichtenwelt müssen Journalisten häufig schnell auf Ereignisse reagieren und darüber berichten, bevor alle Fakten bekannt sind. Es ist jedoch auch wichtig, gründlich zu recherchieren und sicherzustellen, dass Informationen korrekt sind.
4. Objektivität versus Meinung: Die Grenze zwischen objektivem Journalismus und Meinungsäußerungen verschwimmt zunehmend. Journalisten müssen sicherstellen, dass sie die Fakten präsentieren und nicht ihre eigene Meinung oder die Meinung ihres Arbeitgebers in ihre Berichterstattung einfließen lassen.
5. Digitalisierung und neue Technologien: Der Journalismus muss sich an die sich schnell verändernden Technologien anpassen, um relevant zu bleiben. Das bedeutet auch, dass Journalisten neue Fähigkeiten und Kenntnisse erwerben müssen, um diese Technologien effektiv nutzen zu können."
Video: Das sagt ChatGPT zu den Herausforderungen des Journalismus
ChatGPT bietet Lösungen zu fünf Herausforderungen der Medien
Uns haben diese Antworten noch nicht gereicht - wir wollten weiter wissen, welche Lösungen es denn bereits gibt. Auch hier gab es eine schnelle Antwort:
"Es gibt verschiedene Lösungen für die Herausforderungen des Journalismus, darunter:
1. Glaubwürdigkeit und Vertrauen: Einige Medienunternehmen haben Initiativen wie Faktenchecks, Transparenzberichte und Ethikcodes eingeführt, um das Vertrauen des Publikums zu gewinnen und zu halten. Auch die Stärkung der Medienkompetenz bei der Bevölkerung kann dazu beitragen, dass Menschen bessere Entscheidungen über die Qualität und Verlässlichkeit von Informationen treffen.
2. Finanzierung: Viele Medienunternehmen haben sich auf neue Geschäftsmodelle umgestellt, wie z.B. Online-Abonnements, Werbung, Kooperationen oder Stiftungsfinanzierung. Crowdfunding und andere Formen der Unterstützung durch das Publikum können auch dazu beitragen, die Finanzierung von Journalismus zu sichern.
3. Schnelligkeit versus Gründlichkeit: Journalisten können auf Technologien wie digitale Werkzeuge zur Faktenüberprüfung und Social-Media-Monitoring zurückgreifen, um schnell und dennoch gründlich zu berichten. Auch ein bewusster Umgang mit der eigenen Berichterstattung und ein Schwerpunkt auf Qualität statt Quantität können dazu beitragen, dass das Publikum Vertrauen in den Journalismus behält.
4. Objektivität versus Meinung: Journalisten können klare Trennlinien zwischen Fakten und Meinungen ziehen, indem sie klare Unterscheidungen in ihren Texten machen und die eigenen Ansichten klar als Kommentar kennzeichnen. Auch die Förderung von Vielfalt und Inklusion im Journalismus kann dazu beitragen, unterschiedliche Perspektiven und Meinungen zu präsentieren.
5. Digitalisierung und neue Technologien: Journalisten können sich anpassen, indem sie neue Fähigkeiten erwerben und digitale Tools und Plattformen nutzen, um ihre Berichterstattung zu verbessern und zu verbreiten. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Medienunternehmen und Organisationen kann dazu beitragen, den Einsatz von Technologie zu optimieren."
ChatGPT: Beeindruckend und beängstigend zugleich
Allein unser Beispiel zeigt, dass ChatGPT durchaus in der Lage ist, Sachverhalte auf den Punkt wiederzugeben. Klar wird aber auch, dass es immer noch Menschen geben muss, die die Inhalt einordnen und verifizieren. Denn es gab bereits einige Vorfälle, in denen die KI Fake-News verbreitet oder sich Fakten ausgedacht hat. Ob ChatGPT daher eine wirkliche Gefahr für Journalisten und die Medien wird, muss sich erst noch herausstellen. Einen Nutzen kann es - so sieht man schon jetzt - aber für Content-Creator durchaus haben, wenngleich es derzeit wohl vor allem als Inspirationsquelle dienen sollte.
Wer jetzt Angst um seinen Job als Medienschaffender hat, dem sei geraten, sich auf die Technologie einzulassen - denn auch das gehört zu einer digitalen Transformation dazu. Technologie kann auch Chancen für eine Weiterentwicklung des Journalismus bieten. Das Gefühl des Abhängtseins sollte sich nicht einstellen - und wenn doch, ist es wichtig, sich damit ernsthaft auseinanderzusetzen und sich sowie seine Arbeit zu reflektieren. Denn wir fühlen uns nur sicher und wohl in unserem Job, wenn wir wissen, was wir tun. Und daran lässt sich arbeiten.
Digitale Transformation: White Lab bietet Hilfe, wenn Technologie zur Last wird
Entwicklungen wie ChatGPT und anderen Technologien können uns verängstigen, weil wir nicht genau wissen, was da um uns herum und in unserem Job passiert. Darum bieten wir bei White Lab Hilfe durch Wissen und Wissensvermittlung. Wer mehr erfahren will über KI, digitaler Transformation oder auch den Druck, den Social Media auslösen kann, liest hier weiter: